Winzlinghausen - nicht nur ein Name, nicht nur ein Haus

 

Ich möchte Euch etwas über das letzte Jahr schreiben, damit Ihr versteht, was ich eigentlich gemacht habe und was Winzlinghausen ausgemacht hat.

 

Winzlinghausen ist eine kleine Aufzuchtstation für Babys, die entweder wild geboren und gefunden, oder ausgesetzt wurden. Sie hatten nie ein bestimmtes Alter, aber 90% waren immer um die 1 Tag bis 4 Wochen alt. 

Sie kamen von überall. Mal von Findern, mal von Tierärzten und mal von Privatleuten, die sich der Verantwortung nicht mehr stellen konnten, wo die Mami bei der Geburt verstorben war, oder ihre Babys nicht mehr annehmen wollte. Im letzteren Fall holten die Besitzer ihre kleinen Katzenkinder aber oft wieder ab, als sie alt genug waren. Alle anderen, die keinen hatten, wurden aufgezogen und dann wurden liebe Familien gesucht und gefunden. 

 

Manchmal hat man Ruhezeiten, da nur ein Wurf, oder ein Einzelbaby kommt. Aber im Sommer/Herbst geht es natürlich hoch her und dann kamen bis zu 30 Babys gleichzeitig hier an. 

 

Dann muss man organisieren und mein Bett wird oft die Couch, damit ich schneller und vor allem für die Anderen im Haus leiser meine Nachtfütterungen machen konnte. Denn manchmal hatte ich ja auch eine Stunde, die ich natürlich schlafen wollte. 

 

Die Winzlinge haben Vorrang vor allem anderen gehabt. Klar, hat man die Pflegis nicht vergessen und klar, kamen auch mal adulte Notnasen hier an, die Hilfe von uns bekamen. Aber für Besuch und Kaffeklatsch blieb natürlich keine Zeit. 

 

In solchen Zeiten hat man natürlich auch nicht das Wohnzimmer wie geleckt, da man sich dort so einrichtet, weil man so am schnellsten und effektivsten arbeiten kann. Und wer den Verstand dazu hat, wußte, dass es auch nicht anders geht. Denn, warum sollte ich die Babys querr durchs Haus verteilen, wenn es so für die Kleinsten am besten war. 

 

In der Regel bringt man die Babys durch und ihr Happy End ist ein super liebes Zuhause. Aber manchmal kämpft man Tag und Nacht, hofft, betet und versucht alles, um einem Winzling zu helfen. Doch innerlich spürt man, dass sein Lebensbuch es nicht zu lässt, obwohl man das Gefühl immer gerne verdrängen möchte. 

 

So war es auch bei unserem Sunday. Nie vergesse ich den Sonntagmorgen, als ich der kleinen Urmeli die Flasche gab, es klingelte und mein Mann mit diesem kleinen, zerbrechlichen Wesen zurück kam. Sunday war die Liebe pur und unser kleines Urmeli wollte keine Sekunde ohne ihre große Liebe sein. Bis zum Schluss hat die Maus immer wieder versucht, ihm Freude zu schenken, hat ihn gewärmt, gekuschelt und mit ihm vorsichtig gespielt. 

Aber Sunday hatte nicht nur Urmelis Herz, sondern auch mein Herz erobert und er war viel bei mir. Sunday tippslte gerne auf der Tastatur, spielte gerne mit bunten Bändchen und Bällchen auf meinem Schreibtisch und wenn er mich ansah, hatte ich das Gefühl, durch seine Augen in eine wunderschöne Welt zu blicken. 

An dem Tag, wo er uns für immer verließ, um zu einem Sternenfellchen zu werden, ging für uns ein großer Teil zu Bruch. Vor allem für das kleine Urmelchen, die lange Zeit nie wieder glücklich wurde und heute sieht man noch die Trauer in ihren Augen. Sie hat lange nach ihm geweint und erst unser süßer Limpi hat es nach Monaten geschafft, ihr Herz wieder ein wenig zu öffnen. Heute liebt unser Limpi sein kleines Urmelchen. Sie darf alles bei ihm und das ist auch gut so, denn sie braucht einen Freund für ihr kleines Herz, der die kleine Maus so liebt, wie sie ist. 

 

Der Hauptteil der Wegwerfbabys sind schwarze und graue Winzlinge. Irgendwie möchte sie niemand und so landen sie auf der Straße, im Feld, im Müll und und und. Manche haben Glück, werden gefunden und landen bei den Tierschützern, wo sie dann geliebt umsorgt werden, bis sie ein Zuhause gefunden haben. 

 

Im letzten Jahr gehörten auch viele Rassekatzen/Rassebabys zu der Wegwerfgesellschaft. Bei uns tummelten sich norwegische Waldkatzen, Main Coon, Perser und Siam, oder Mixe aus ihnen. 

 

Manchmal habe ich das Gefühl, es wird eher schlimmer als besser. 

Aber egal, wie schwer jedes Jahr wird, ich denke gerne daran zurück, weil es ein Teil meines Lebens ist und ausmacht. Ich liebe diese Arbeit, mir macht das Kämpfen um diese kleinen Wesen nichts aus und auch wenn ich oft wie ein zerrupftes Huhn aus sehe, egal, wer mich kennt, weiß, dass dies mein Leben ausmacht und wenn ein Winzling ruft, bin ich zur Stelle. 

 

Heute, in ruhigen Minuten, denke ich oft an meine kleinen Freunde. Weiß noch alle ihre Namen, aus welchen Würfen sie waren und wie sie zu mir kamen. Und dann lächel ich, weil mir heute ja viele Dinge einfallen, die ich nie wahr nehme, wenn viel zu tun ist, die aber hinterher doch wieder in mein Gedächtnis huschen.

Und ich freue mich eben, wenn ich ein Jahr wieder geschafft habe, ohne viele Winzis über die RBB gehen lassen zu müssen. Würde jeder andere doch auch, oder?

 

Winzlinghausen ist für mich ein Haus. Ein Haus, welches durch Säulen getragen wird, die Menschen ausmachen, die uns helfen und uns immer mit lieben Worten und Gesten zur Seite stehen. Sie sind unsere Säulen und geben mir sehr viel Kraft. Denn oft braucht man diese Kraft, um weiter zu kämpfen und nicht zu verzweifeln, wenn man einen Kampf verliert und einem nur das eine bleibt. Das Eine, einen Winzi ein letztes Mal im Arm zu halten, damit es in Liebe gehüllt gehen kann. Darum bin ich ewig für diese Menschen dankbar, die tapfer immer unser kleines Winzlinghausen getragen haben und werden. Die wissen, dass ich immer versuche, mein Bestes zu geben und die mir vertrauen und glauben. Denn nicht jeder hat das Glück, so ein tolles Hilfswerk für die Kleinsten der Kleinen haben zu dürfen. Darum ein von Herzen großes Danke dafür. ♥

 

So, wie im letzten Jahr wird es unser kleines Winzlinghausen nicht mehr geben. Aber für uns bleibt es unser kleines Winzlinghausen. Denn ein Haus, welches so durch die vielen Winzlinge in Liebe geprägt wurde, dem kann kein anderer Name gerecht werden und ich will das auch nicht. 

 

Darum werde ich auch 2016 wieder für die Kleinsten der Kleinen kämpfen, helfen wo Hilfe gebraucht wird und versuchen, jedes kleine Seelchen zu einem Happy End zu bringen. 

 

Nicht als Tierschützer, aber als Freund mit lieben Freunden, die mir immer treu zur Seite stehen. Denn die Winzlinge können nichts für für die schlechten Seiten der Menschen. Sie kommen auf die Welt, um zu leben und nicht, um zu sterben. 

 

Darum möchte ich helfen. Und ich hoffe, dass man versteht, das ich nur helfen und nicht im Mittelpunkt stehen, oder mit meinen Geschichten Spenden abgraben möchte. Denn das ist mir sehr wichtig, das es so auch verstanden wird, weil noch einen bösen Niederschlag, wo immer viel für die Winzlinge zerstört wurde, verkrafte auch ich nicht. 

 

2016 werde ich, auch wenn nur im Kleinen, als Freund noch einmal mein Bestes geben, so wie alle guten TS/TSV und Orgas auch. Denn egal, welches Tier. Ist es in Not und braucht Hilfe, sollte man da sein. Und die, die nicht da sein möchten/können, sollten dafür Verständis aufbringen. Denn man macht so eine Arbeit nicht als Hobby, oder weil man Langeweile hat. Nein, man macht diese Arbeit, weil das Herz daran hängt und weil es zu einem wichtigen Teil des Lebens wird. 

 

Aber muss auch mitteilen, dass meine Krankheit mich sehr weit zurück geworfen hat und ich hoffe, dass ich endlich Ende März, oder Anfang April operiert werden kann.

 

Auch wenn ich öffentlich nicht mehr so über die Winzlinge 2016 und ihre Schicksale schreiben kann, werde ich dennoch versuchen, sie weiter in kleinen Geschichten und mit Eddys Hilfe in die Herzen der Menschen zu pflanzen, damit es vielleicht eines Tages keine Winzlingsnot mehr gibt.

 

Nun wünschen meine kleinen und großen Chaoten-Pfoten Euch alles Liebe und schicken Euch liebe Grüße aus unserem kleinen Winzlinghausen. ♥

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