Speedy, kleines Herz und großer Kämpfer

Hallo, mein Name ist Speedy. Ich bin noch ein kleines Katerchen und wurde irgendwann im April 2012 mit meinen zwei Schwestern draußen geboren. Die Frau, die uns dann mit unserer Mami plötzlich in ihrem Garten fand, hatte auch sofort versucht uns zu helfen und das Tierheim in der Region verständigt. Dort sagte man ihr, sie solle versuchen, uns an Menschen zu gewöhnen und wenn wir unsere Mami nicht mehr brauchen, könnte sie uns ins Tierheim bringen. Diese Frau hat dann sehr viel Zeit mit uns verbracht, uns immer gestreichelt und lecker Futter für unsere Mami hingestellt. Als dann die Zeit kam, dass wir umziehen sollten, konnte man uns nicht mehr aufnehmen. Also versuchte die Frau auf andere Weise Hilfe zu finden und kam so zu der Katzenhilfe. Leider konnten wir auch dort nicht unter mehr kommen, aber das war nicht so schlimm, weil die Frau uns mittlerweile so lieb gewonnen hatte, dass sie uns in ihrem Garten behalten wollte. Sie stellte uns ein eigenes Gartenhäuschen zur Verfügung und blieb dann immer mit der Frau von der Katzenhilfe in Verbindung, damit wir betreut und später kastriert werden können.

Meine Schwestern entwickelten sich prächtig und es fiel immer mehr auf, dass mit mir etwas nicht stimmte. Ich war zu klein, zu dünn und immer kränklich. Dann gab es wieder Zeiten, wo es mir besser ging, aber ich war nie so aktiv wie meine Schwestern und immer ein wenig das Sorgenkind von allen.

Dann, einige Zeit nach meiner Kastration ging es mir wieder schlechter und letztes Wochenende konnte ich gar nicht mehr. Die Frau von der Katzenhilfe hat mich dann zum Tierarzt übers Wochenende auf Station gelassen, damit er sich mich einmal richtig anschauen und alles in die Wege leiten konnte. Festgestellt wurde dann was an den Nieren, Kristalle im Urin und eine verklebte Lunge und Bronchien. Ich habe auch keine Zähne, oder nicht so wie andere Katzen. Ich habe nur 4 Zähne. Oben zwei und unten zwei. Ob ich alle Milchzähne hatte, kann man nicht sagen, aber mittlerweile ist mein Zahnfleisch verhornt und daher muss ich schon längere Zeit auf die Felgen kauen, wie meine jetztige Pflegemami so gerne sagt. Auch habe ich nicht so ein dichtes Fell, obwohl ich ein schönes lackschwarzes Haarkleid hab, was immer glänzt, wenn Licht drauf fällt. Und sie sagt, ich habe die liebevollsten Augen, die sie je gesehen hat.

Am Montag hat sie mich dann übernommen. Mit 1,5 kg und sie hatte ein flaues Gefühl im Magen. Seitdem schläft sie bei mir, wenn ich sie mal schaflen lasse. Denn je später der Abend, desto mehr brauche ich ihre Hilfe. Sie fährt mit mir zum Tierarzt und gibt mir lauter Sachen, die mir helfen sollen. Trägt mich fast den ganzen Tag im Arm und wenn ich nicht futtern will, kommt sie mit so einem Breichen, den sie mir durch die Spritze ins Mäulchen flösst. Dadurch habe ich in vier Tagen 110g zugenommen und das ist viel, da ich pro Tag nur so um die 100g zu mir nehme. Keiner weiß, ob ich es schaffe und wenn ich es schaffe, wie meine Zukunft aussehen wird. Denn die Verschleimung bleibt und auch mein Körper wird immer schwächlich sein. Stress und Anstrengung kann ich nicht, dann fange ich an zu röcheln. Und spielen geht auch nicht, weil ich immer so schnell müde bin und mich legen muss. Nun wird noch 14 Tage gewartet, dann ein Blutbild gemacht und meine Pflegemami möchte einmal ein Röntgenbild von meiner Lunge haben. Aber, und das ist ihr größter Wunsch, möchte sie, dass ich in 14 Tagen noch lebe, denn mir geht es ja nicht gut und manchmal baue ich ganz schnell ab. Heute hat sie sogar geweint, weil sie mit ihren Nerven am Ende war. Sie hat mich ja auch mittlerweile lieb gewonnen und wünscht sich für mich ein Happy End. Aber leider kann das keiner beeinflussen und wie meine Geschichte ausgehen wird, schreibt das große Schicksalsbuch. Für meine Pflegemami kämpfe ich, weil ich ja auch ein kleiner Kämpfer bin. Und meine Pflegemami kämpft für mich, weil sie mir das Leben wünscht.

Manchmal sitzt sie da und denkt, was gewesen wäre, wenn sie früher mehr Platz für mich gehabt hätte. Ob ich dann auch so krank geworden wäre, oder ob ich dadurch bessere Chancen gehabt hätte. Und oft sagt sie zu mir, wenn sie mich im Arm hält, wie traurig sie ist, dass so viele Babys draußen krank sind oder sterben müssen, weil sie kaum Hilfe haben. Denn wir Babys, die draußen geboren werden, haben keine Zugehörigkeitsberechtigung und daher auch keine Hilfe, außer von Tierfreunden, oder das Tierheim, die sich uns annehmen.

Meine Pflegemami von der Katzenhilfe kämpft für uns. Versucht durch Aufklärung und Informationen, auf uns und unser Leid aufmerksam zu machen und versucht so vielen Straßenkatzen zu helfen, wie es in ihrer Macht steht. Aber leider führt sie die Katzenhilfe ja als Projekt von ihren privaten Geldern und über Spenden von Tierfreunden, da sie keine Hilfen von der Kommune bekommt. Darum bestreitet sie mit ihrer Familie alles alleine. Sie haben für uns drei schöne Katzenzimmer gebaut, wo alte, kranke, behinderte Katzen und Katzenbabys Unterschlupf finden. Sie organisiert Kastrationsprojekte für die Streunerkatzen, damit die Vermehrung und dadurch auch die vielen kranken Babys etwas eingedämmt werden können und sie versucht immer wieder an die Öffentlichkeit zu gehen, um über uns zu erzählen und um ein wenig Verständnis für uns zu bitten. Auf ihrer Webseite erzählt sie von uns und ihrer Arbeit und zeigt den Menschen, was mit ihren Spenden gemacht und wem von uns damit geholfen wird. Große Unterstützung bekommt sie von den Tierschützern aus dem Winterhilfe e.V., denn ohne ihre Hilfe könnte sie so gut wie gar nichts bewirken. Dort habe ich schon viele Herzen berührt, weil sie dort die Notfellchen lieben und für sie einstehen. Dann organisiert sie immer wieder Projekte, die uns ein wenig helfen und unterstützen sollen, so wie zurzeit die Weihnachtsprojekte.

Ich erzähle Euch dies, weil ich eins von den Katzenkindern bin, die ihre Kosten enorm hochschnellen lassen und sie ihre ganze Zeit und Erfahrung für mich einbringen muss. Ich bin ihr dankbar, aber mir tut es auch leid, dass sie wegen uns immer soviel Sorgen hat. Darum wünsche ich mir für sie, für mich und alle Katzen, die noch kommen werden, dass die Menschen in unserer Region ihre Arbeit endlich wahrnehmen und ihr ein wenig helfen, für uns ein Leben zu schaffen, was uns laut Tierschutzgesetz eigentlich schon lange zusteht.

Nun bin ich müde, werde wieder in mein warmes Kuschelkörbchen gehen und meine Pflegemami deckt mich warm zu, weil ich immer so schnell friere. Und ich werde davon träumen, dass viele Menschen meine Geschichte lesen und verstehen, wie wichtig es ist, hinzusehen und nicht wegzusehen. Und wie wichtig jede noch so kleine Hilfe ist, denn kleine Hilfen können unser Leben retten. Darum hoffe ich, dass unser Weihnachtsprojekt einschlägt und dadurch meinen Artgenossen geholfen werden kann. Ob ich Weihnachten noch bei Euch bin, oder ob ich schon über die RBB bei den Engeln bin, kann ich nicht sagen. Aber sollte ich nicht mehr bei Euch sein, bin ich doch immer in den Herzen aller, die für uns kämpfen und bin dankbar, für eine gewisse Zeit auf Erden Liebe und Geborgenheit erfahren zu haben.

Nun wünsche ich Euch allen alles Liebe, Euer Speedy

Und zum Schluss noch einen ganz lieben Dank an alle Menschen, die in der Zeit unserer Katzenhilfe für uns da waren und sind. Sei es mit Worten, mit Gesten oder Hilfen.

Sie waren und sind immer sehr wichtig für uns, denn ohne sie könnten wir den kleinen und großen Wildlingen nicht so gut und motiviert helfen.

Für diese tollen Menschen arbeitet der Kleine ganz feste daran, dass wir ihnen ein Happy End zeigen können.

Bilder vom 11.11.012

Bilder vom 14.12.012

Bilder vom 30.11.012

Update, 19.12.012

Unserem kleinen Speedy-Schatzi geht es sehr schlecht. Mittlerweile ist er auf Station beim TA und wir beten und hoffen, dass er sich wieder etwas erholt.

Wir haben Speedy Weihnachten nach Hause geholt.

Er darf leider nicht mehr lange bei uns weilen, denn manchmal müssen besondere Katzen früh gehen, weil sie eine Aufgabe als Engel zu erfüllen haben.

Darum möchten wir ihm sein erstes und letztes Weihnachtsfest noch mit viel Liebe und Geborgenheit erleben lassen.

Am 28. Dezember 2012 ging unser kleiner Speedy über die RBB in ein schöneres Leben.

Gekämpft, gehofft, geliebt und doch verloren
Mein kleines Herzblatt Speedy – 05. November bis 28.Dezember 2012

Seit Freitag fühle ich mich verloren, kann irgendwie noch nicht glauben, dass alles umsonst gewesen sein soll. Sehe noch Deinen Blick, spüre noch Dein Pfötchen, mit dem Du mich berührst hast und weiß, nie wieder werden wir die Nächte zusammen verbringen, nie wieder werde ich Dir Dein Lieblinsglied vorsingen und nie wieder aus unserem Buch vorlesen.
Dein kleiner Bereich ist noch unverändert, ja, selbst Dein Geruch ist noch allgegenwärtig.
Nur, Du bist nicht mehr da.

Es ist schwer für uns, wir ertappen uns immer wieder dabei, wie wir leise ins Zimmer gehen und zur Heizung schauen. Und wenn der Abend kommt und ich zu Dir gehen möchte, muss ich mich bremsen, denn Dein Platz ist leer und Deine Decke ist das Einzige, was ich von Dir an mich drücken kann.
Ich weiß, man sagt, die Zeit heilt alle Wunden und auch ich werde eines Tages mit einem Lächeln von Dir erzählen können. Aber im Moment laufen mir die Tränen, weil wir Beide so hart dafür gekämpft haben, damit es Dir besser geht und Du wenigstens ein klein wenig Glück im Leben hast.

Wir kannten uns nur acht Wochen und wenn ich zurück denke, wie ich Dich das erste Mal gesehen habe, wusste ich, Du bist etwas Besonderes. Du warst so hilflos und ängstlich und ich fühlte mich schlecht, weil ich das erste Mal in meinem Leben eine so winzige Katze habe weinen sehen. Als ich Dich dann am 05. November von der TA-Station abgeholt hatte, traute ich mich nicht, Dich anzufassen, aus Angst, ich würde Dich zerbrechen. Irgendwie sahst Du nicht wie ein Kater von 8 Monaten aus, sondern eher wie ein kleines Allien, das sich aber mehr und mehr mit seiner liebevollen Art in unsere Herzen schlich. Ich glaube, die erste Woche mit Dir war die schwerste Zeit für mich, denn Du warst so krank, immer musste man aufpassen, Dich nicht noch mehr zu zerbrechen und trotzdem merkte ich, dass Du viel stärker warst, als man von Dir annahm. Auch warst Du so ein lieber und geduldiger Patient. Hast nie gequängelt, Dich über jede Kleinigkeit gefreut und warst so neugierig auf die Welt. Du kanntest ja nicht viel und ich musste Dir jedes Spielzeug und jede noch so kleine Sache langsam nahe bringen. Aber wenn Du sie kanntest, hattest Du einen so großen Spaß damit, dass wir manchmal aus dem Lachen nicht mehr raus kamen. Nach einiger Zeit konnte man merken, was Du besonders gerne mochtest und womit Du uns am liebsten geärgert hast. Ich denke da gerade an den Ball, der immer so laut war und den Du immer dann zum spielen benutzt hast, wenn wir schlafen wollten. Wie oft musste ich ihn dann auf dem Schrank verstecken, damit Ruhe einkehrte. Oder Dein erster kleiner Tunnel, den Du erst ängstlich und dann voller Spaß immer wieder durchlaufen hast, bist Dir die Puste ausging. Jedes Mal, wenn wir zu Dir kamen, hast Du uns mit neuen Erfolgen überrascht und warst so glücklich, dass Du uns jedes Mal mit Deinem Glück angesteckt hast.

Ich weiß noch, wie viel gutes Futter ich ausprobieren musste, bis Du mir gezeigt hast, dass Du Dich über ganz einfache Sachen mehr freust. Und ich weiß noch, wie glücklich wir alle waren, als wir beim nächsten Wiegen feststellten, dass Du 700g zugenommen hast.
Natürlich war uns klar, dass unsere gemeinsame Zeit mit Dir begrenzt ist und wir irgendwann einmal Abschied nehmen müssen. Aber ich hatte gehofft, auch weil ich spürte, dass Du nicht mehr gehen wolltest, dass wir mehr Zeit geschenkt bekommen. Jeden Tag hast Du gekämpft, ja, sogar manchmal geschauspielert und das alles nur, um uns zu zeigen, dass Du mit dieser Krankheit leben kannst. Selbst, als es Dir zum Schluss ganz schlecht ging und Dir keiner mehr helfen konnte, hast Du den Kampf nicht aufgegeben. Es hat mir in dieser Zeit das Herz zerbrochen. Dich so kämpfen zu sehen und nicht helfen zu können, ist für mich ganz schlimm gewesen. Wenn ich aus Verzweiflung weinte, hast Du schnurrend Dein Köpfchen an mich gedrückt, als wolltest Du sagen, „warum weinst Du, mir geht es doch gut“. Ich selber habe mich an jeden Hoffnungsschimmer geklammert, habe mit dem Arzt alles probiert, was Dir noch helfen kann, aber die Dauer der Medikamentenwirkung wurde kürzer und kürzer. Zum Schluss hattest Du nur noch im Schlaf die Kraft, zu atmen. Du hast es überspielt, aber wie oft kamen wir zu Dir und hatten Angst, dass Du für immer eingeschlafen bist, weil Du Dich schon fast bewusstlos geschlafen hast. Als ich dann die Entscheidung treffen musste, die zwei Freunde trennt, die sich in den acht Wochen im Herzen so nahe gekommen sind, wie es zwei Menschen in ihrem Leben nie schaffen, habe ich es nicht leichtfertig gemacht. Genau wie Du habe ich jeden kleinen Augenblick, indem es Dir besser zu gehen schien, als Hoffnung gesehen und darauf aufgebaut. Aber heute weiß ich, ich habe die Welt mit Deinen Augen gesehen. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis Du ganz ersticken würdest und so ein Ende wollte ich Dir nicht mit auf Deine letzte Reise geben. Auch wenn Du mich nicht verstehst und vielleicht bist Du auch böse über meine Entscheidung, weil Du bis zum Schluss leben wolltest, war es doch die einzig Richtige, die man für Dich treffen konnte. Denn, kein Tier, das so stark mit dem Herzen gelebt hat, soll so qualvoll sterben müssen. Ein Abschied in Würde ist das einzig Richtige und diese Würde wollte ich Dir nicht nehmen.
Ich hoffe, Du wirst das irgendwann verstehen.

Lieber Speedman. Du hast in der kurzen Zeit, wo wir Dich kennen lernen durften, viele Herzen berührt. Viele Menschen haben für Dich gehofft und gebetet und von netten Freunden bekamst Du als einzige Katze bei uns sogar eigene Pakete mit vielen tollen Spiel- und Futtersachen. Und ich weiß, wenn wir alle gekonnt hätten, wir hätten Dir Deinen Herzenswunsch, einfach nur leben zu dürfen, erfüllt. Nun kann ich nur hoffen, dass Dich meine Gebete erreichen und Du dort, wo Du jetzt bist, von meiner Lisa und den anderen Katzen, die vor Dir über die RBB gehen mussten, liebevoll aufgenommen wirst.
Nun bleibt mir nur noch eins. Dir auf Deiner Reise ins RBL all meine Liebe mit zu geben und Dich ganz fest in meinem Herzen zu behalten, damit Du weißt, uns kann weder Zeit noch Raum trennen, denn im Herzen ist man immer vereint. Grüße mir meine Lisa, sage ihr, dass ich sie sehr vermisse und halte Dich an sie. Denn sie ist die beste Freundin, die man sich wünschen kann. Und wer weiß, vielleicht sehen wir uns ja alle wirklich eines Tages wieder und dann wird alles so schön, wie wir es uns in unseren Träumen wünschen.

In Liebe, Deine Pflegemama



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