Ich habe einen Traum
In diesem Traum kann ich ausschlafen, morgens aufstehen, mich wohlig in meinem Körbchen räkeln, und wenn ich die Augen öffne in das liebe Gesicht meines Menschen sehen, der mich beschützt und bei dem ich den Tag ohne Sorgen und Ängste erleben darf.
Aber dann wache ich auf, weiß nicht wie oft schon in dieser Nacht, weil ich nicht tief schlafen darf, aufpassen muss, Hunger habe, die Flöhe, Würmer und die Kälte mich wach halten und meine Babys aus meinem viel zu dünnen Körper Milch von mir fordern.
Das war nicht immer so. Auch ich war mal ein kleines, süßes Katzenbaby. Ich wurde in einem warmen Zuhause geboren und habe den ganzen Tag mit meinen Geschwistern getollt und in einem warmen Bettchen bei meiner Katzenmami geschlafen. Eines Tages kamen Menschen, die sich in mich verliebten und mich mitnahmen. Erst hatte ich Angst, aber nach ein paar Tagen fand ich es bei meiner neuen Familie richtig toll, wurde gut versorgt und geliebt. So verging die Zeit und ich wurde älter. Und wie es nun mal so ist, kam auch meine Zeit, wo ich trächtig wurde, weil ich durch den alten Glauben, Katzen müssen mindestens einmal Babys haben, ihr Fell wird nach einer Kastration nicht mehr so schön und, und, und, nicht kastriert wurde.
Am Anfang war auch noch alles schön. Meine Babys kamen, die Menschen freuten sich und ich wurde richtig lieb umsorgt. Die Babys wurden älter, es gab nicht genug Menschen, die sie abholten und das Tierheim weigerte sich, die Babys aufzunehmen. Meine Menschen wurden nervös, mehr als eine Katze wollten sie nicht und so wurden wir alle zu Freigängern, denen man das Futter vor die Tür stellte. Wir vermehrten uns weiter und aus der Liebe zu mir wurde Hass, da ich diese große Katzenplage verursacht habe.
An eine Kastration wurde jetzt überhaupt nicht mehr gedacht, weil dies ja durch meinen vielen Nachwuchs zu teuer für die Menschen wurde. Man rief überall an, erzählte, wir wären Streunerkatzen und man wolle uns nicht am Haus haben. Aber es kam keiner, um uns zu holen. Die Menschen wurden immer wütender, weil wir ihnen nun den schönen Garten verschandelten und versuchten, uns wegzuscheuchen. Man stellte uns kein Futter mehr raus und wen man uns sah, wurden wir mit Steinen oder Stöcken beworfen. So sollte uns die Lust vergehen, weiter am Haus zu bleiben. Einige von uns sind daraufhin weiter gezogen, immer in der Hoffnung, irgendwo Futter und einen Schlafplatz zu finden. Andere haben noch etwas durchgehalten und sind irgendwann nicht mehr da gewesen. Was aus ihnen allen wurde, weiß ich nicht.
Ich habe immer in sicherer Entfernung gesessen und gehofft, dass meine Menschen sich doch noch an mich erinnern, mich wieder zu sich nehmen und lieben, wie sie es getan haben, als sie mich als Baby zu sich holten. Zweimal im Jahr bekam ich Babys. Und jedes Mal wiederholte sich das Schauspiel. Manchmal kam ich auch von der Mäusejagd wieder und meine Babys waren fort. Ich möchte nicht daran denken, was ihnen passiert ist, weil mein Herz eh schon zuviel weint. Aber ich weiß, dass ich sie nie wieder sehen werde.
Nun ist wieder Herbst, es ist kalt, ich habe wieder Babys, die ohne mich Schutzlos sind und wenn ich versuche, ein wenig zu schlafen, habe ich diesen Traum. Wache ich dann lächelnd auf, fragen mich meine Babys, „Mami, was hast Du Schönes geträumt, weil Du so glücklich lächelst?“, antworte ich, „von einer Zeit meine Lieben, die es nicht mehr gibt. Wo die Menschen uns noch geliebt und umsorgt haben. Wo wir in warmen Bettchen ohne Angst, Schmerzen und Kälte schlafen konnten. Wo wir nie hungern mussten und wo uns warme Hände in den Schlaf gestreichelt haben.“ Und wenn sie sich dann an mich kuscheln und fragen, wo diese Zeit denn geblieben ist, küsse ich sie und sage, „weit weg meine Süßen, aber eines Tages werden wir diese Zeit wieder haben und mit allen anderen Katzen dort glücklich, ohne Angst, Schmerzen und Hunger leben können.„
Solange träume ich jede Nacht diesen Traum weiter. Für mich, für meine Babys und für alle Katzen, die alleine und Schutzlos auf der Straße leben müssen, weil die Menschen uns nicht als Lebewesen mit Gefühlen, Ängsten und Schmerzen sehen.
Mittlerweile gibt es einen kleinen Sonnenstrahl in unserem Leben. Nur ein kleiner, aber der nicht aufgibt, unser Leben wieder zu erhellen. Aber dieser Sonnenstrahl braucht die Hilfe der Tierfreunde, um zu wachsen. Darum bitten wir Euch, „wer etwas Katzenfutter und Zubehör übrig hat, wer einen Euro für Tierarztkosten und Kastrationen erübrigen kann, oder wer vielleicht ein ganz kleines Plätzchen für uns bei sich Zuhause noch frei hat, ruft bitte unseren Sonnenstrahl unter 02431 / 946844 an und schenkt uns etwas Wärme in dieser kalten Welt.
Vielen Dank im Namen aller Streunerle, die noch draußen frieren und hungern müssen.
( Verfasser Elke P.-B. )
Vielen Dank, dass Ihr Euch eine Minute Zeit für uns genommen habt.
Eure kleinen Wildlinge aus der Zuflucht.