Pedro- ist ein Leben nach der „Rettung“ vergessen?

 

Mein Name ist Pedro und ich bin ein wunderschöner Heilige Birma. Einst angeschafft, um für viele Nachkommen zu sorgen, bin ich nun am Ende meiner Reise angelangt, um mich zu fragen, „was haben die Menschen mir alles versprochen und was davon gehalten?“

 

Nachdem ich durch vier oder mehr Hände gereicht wurde, kam ich zu meinem Pflegefrauchen, die mich unheimlich liebt. Aber eigentlich darf man das gar nicht machen, denn so wird man nur ausgenutzt. Da ich nun ihr bester Freund und Begleiter geworden bin, bekomme ich ja viel mit und finde es absolut traurig, dass die Menschen immer nur froh sind, eine „Deponie“ zu finden, wo sie uns Katzen wie Müll abliefern können.

 

Ich schreibe dies wahrscheinlich für viele Menschen zu hart, aber was erwartet man von einem Kater wie mir? Das ich dankbar bin für all die falschen Versprechungen, die mir gesagt wurden? Das ich mich darüber freue, wie immer mehr Notnasen nach solchen Versprechungen bei uns abgegeben werden?

Nein, freuen kann ich mich nicht, wenn ich all diese traurigen Schicksale hier sehe. Ich bin zwar immer noch lieb und den Menschen sehr zugetan, aber mein Herz ist zu einem großen Teil hart geworden. Mir wurden zwei Jahre meines Lebens genommen und dann, wahrscheinlich als man merkte, dass mit mir etwas nicht stimmt, von Hand zu Hand weiter gereicht, bis der Nächste merkte, was für ein krankes „Teil“ er sich gekauft hatte. Zum Schluss war ich ein verbrauchtes und kaputtes Katerchen, mit verfilztem Fell, wo man noch wie ein Wilder dran rum geschnibbelt hat, sodass ich richtige Wunden hatte. Meine Ohren waren zerstochen, weil man sie mir unsachgemäß reinigen wollte und mein kleiner, ausgemerkelter Körper war krank und schwach. Zum Schluss war mir alles egal, ich wollte einfach nur noch ein wenig Ruhe, mehr nicht.

Nachdem ich nun bei einem ordentlichen Tierarzt war und er leider die Diagnose FIV bei mir stellen musste, ist mein Leben vorbei. Wer nimmt schon einen Kater, der irgendwann vielleicht einmal Katzenaids haben wird. Der immer schwächelt, immer Tierarztkosten verursachen wird, nie mit gesunden Katzen spielen und niemals raus darf.

Nun heißt es von Seiten vieler Menschen, „oh Gott, so einen Kater will ich aber nicht“. Aber dass die Menschen mir das angetan haben, wird leider immer viel zu schnell vergessen.

 

Mein Pflegefrauchen kannte diese Krankheit auch nicht. Hatte schon von ihr gehört, aber selber noch nie einen kleinen FIVi gehabt. Nun bin ich da und sie hat sich der Verantwortung gestellt. Ist nicht einfach für sie, da sie ja immer schauen muss, dass die Menschen ihr weiter vertrauen und nicht denken, sie geht nun verantwortungslos mit den ihr anvertrauten Näschen um. Lange hat sie überlegt, wie sie das am besten meistern kann und sich überall, wo sie konnte, informiert. Dumme Sachen über FIV, aber auch gute Sachen darüber gelesen. Und im Laufe dieser Zeit, während wir Zwei brütend über den Computer saßen und uns informierten, sind unsere Herzen zusammen gewachsen. Wir haben zusammen gelacht, waren zusammen traurig und haben auch die finanziellen Möglichkeiten nicht außer Acht gelassen. Denn ich bin ja kostenintensiv und nun muss sie mich auch noch alleine mit stemmen. Aber kann man Liebe in Geld rechnen? Wir können es nicht und daher haben wir uns entschieden, Freunde zu werden. Ich lebe auf, mein Pflegefrauchen hat in mir einen Freund gefunden, auf den sie sich immer verlassen kann und gemeinsam sind wir stark und können alles schaffen.

 Auf Versprechungen hören wir nicht mehr. Davon haben wir schon so viele, dass man einen Karton davon voll bekommt. Aber wir Beide haben uns etwas versprochen und das werden wir auch halten.

Zurzeit werde ich an die Hunde gewöhnt, denn zu ihrem Leben gehören ja auch Hunde und damit muss ich mich arrangieren. Die Hunde sind absolut lieb, aber ich bin noch vorsichtig. Man weiß ja nie. Aber wenn ich mich an sie gewöhnt habe, darf ich das ganze Reich meines Pflegefrauchens unsicher machen und ganz viel kennen lernen und ausprobieren. Es wird noch einige Zeit dauern, aber mit der Hilfe von meinem Pflegefrauchen werde ich mich auch an die Hunde gewöhnen und dann kuscheln wir abends alle gemeinsam auf der Couch und schauen die Lieblingsserien vom Schluppi an.

 

Vielleicht wird eines Tages eine Familie kommen und sagen, „den Pedro möchten wir gerne adoptieren“. Dann wird mein Pflegefrauchen wahrscheinlich absolut traurig sein, aber mich gehen lassen, weil, wenn man sich liebt, lässt man sich auch frei. Und auch wenn ich dann nicht mehr bei ihr wohne, wird das Band der Freundschaft immer in unserem Herzen sein und uns auf ewig verbinden.

 

Und sollte ich eines Tages nicht mehr sein, weil meine Krankheit mich zu einem Engel gemacht hat, hoffe ich, dass das Schicksal meinem Pflegefrauchen einen neuen Freund schickt, so wie ich ihr geschickt wurde. Es ist egal, ob er krank, gesund, schön oder hässlich ist. Das Herz entscheidet und ein reines Herz ist der beste Freund, den man sich wünschen kann. Und mein Pflegefrauchen braucht so sehr ein reines Herz, welches sie nicht belügt und immer für sie da ist, egal, wie verrückt und chaotisch sie manchmal ist.

 

Nun werde ich meine Gedanken zu Ende bringen. Manche Menschen werden mich verstehen, manche Menschen werden wütend über meine Gedanken sein. Aber, ich darf so denken, denn ich war es nicht, der mich zu einem Todeskandidaten gemacht und als ich nicht gebraucht wurde, abgeschoben hat. Ich wünsche den Menschen, durch deren Hände ich gehen musste, dass ihnen so ein schlimmes Schicksal niemals ereilt und wenn doch, dass ihnen eine Hand gereicht wird, die sie versteht und sie liebt.

 

In Liebe, Euer Pedro

Update - ich durfte in Winzlinghausen bleiben

Meine Pflegeeltern haben entschieden, dass ich in Winzlinghausen wohnen bleibe und ein Teil ihrer Familie werde. So lebe ich jetzt schon fast ein Jahr mit einem Haufen wuseliger Winzlinge, die mich zu ihrem Papi auserkoren haben, zusammen. Im Sommer haben ich bei den Handaufzuchten geholfen und unermüdlich die kleinen Wesen gewärmt und erzogen. Den kleinen Engelchen, die nicht bei uns bleiben durfte, stand ich mit unserer Pfegemami bis zu ihrem Tod zur Seite, habe sie gekuschelt, gewärmt und an mein Herz gedrückt, damit sie wussten, sie sind nicht alleine. 

Zurzeit nehme ich Perla die Angst vor Menschen und Tieren und vor allem vor der Welt. Ich zeige ihr, wie wunderschön alles sein kann und gebe nicht auf, bis sie verstanden hat, dass wir sie alle lieben und ihr all das Schöne schenken möchten.

Und hier noch ein paar kleine Auswahl meiner Aufgaben

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