Ein großes Herz voll mit Liebe und Vertrauen - mein Leben mit Lucky

Lucky unser Opi, oder Schluppi, wie wir ihn liebevoll nennen, kam über uns wie ein Blitz. Unerwartet, auch unüberlegt und für uns unvorbereitet. Aber genauso schnell brach er in unsere Herzen und seit dem ersten Tag erfüllt er es täglich mit soviel Liebe, dass ich oft, wenn ich draußen arbeite, einen warmes Gefühl bekomme und seine liebenswerte graue Schnauze vor mir sehe.

Er war nicht der Hund, von dem wir uns vorgestellt hatten, dass er ein Kumpel für unseren Ersthund Kira wird und er war bestimmt auch nicht der Hund, den man sich vorstellt, wenn man sich entschließt, einem Zweithund ein neues Zuhause zu geben. Darum war unser Weg auch erst ein anderer, aber irgendwie schien es nie so richtig klappen zu wollen. Mehrere Tierheime wurden besucht. In einem wurden wir sehr unfreundlich behandelt, in einem wurden wir uns selber überlassen und in einem war man zwar sehr nett, aber leider gab es dort keinen passen Hund, der mit unserer Süßen zusammen leben konnte.

Nach einiger Zeit suchen und fahren hatten wir für uns schon die Idee wieder verworfen und freundeten uns mit dem Gedanken an, dass Kira unser erster Hund sein wird, der als Einzelhund in unserer Familie bleibt. Und irgendwann sprachen wir auch nicht mehr darüber, „was wäre wenn...“

Doch manchmal schlägt das Schicksal einen Weg ein, den wir nicht kennen und an dessen Ende dann eine Entscheidung steht, die einem erst unsicher vorkommt, aber dann mit jedem Tag mehr die Erkenntnis bringt, diese Entscheidung mit dem Herzen zu leben. Unsere Entscheidung wurde uns von unserer Kira aufgedrückt und sie hieß "ich möchte diesen dreckigen, stinkenden und schreienden, dürren Kumpel. Den und jetzt, sonst gehe ich hier nicht mehr weg."

Natürlich waren wir erst einmal sprachlos und verunsichert und wussten auch nicht, was wir machen sollten, aber wenn man mit dem Kopf nicht weiter kommt, sollte man einfach das Herz sprechen lassen und es sagte uns, " okay, wenn Kira diesen knochigen Hund möchte, dann soll es wohl so sein". Und so endete unser Spaziergang etwas schneller als erwartet und wir fuhren mit offenen Fenster, einem leichten Würgereflex und einem vor Angst zitternden kleinen Kerl nach Hause.

Zuhause angekommen, waren die Kids nicht gerade erbaut davon und es dauerte drei Hundebäder, eine Zeckenentfernung und eine Überraschung, als sich nach dem dritten Bad rausstellte, es ist ja gar kein schwarzer sondern ein brauner Hund, bis sie sagten, "na ja, wenn er was mehr auf den Rippen hat, sieht er bestimmt gut aus".  Zwei Tage später konnte man auch wieder unser Haus betreten, ohne zu denken, dass hier alle Familienmitglieder unheimliche Blähungen hatten und weitere vier Tage später kam er auch langsam zu uns gerobbt. Kira hatte ihn sofort ins Herz geschlossen, ja sie liebte sogar seinen lange Zeit andauernden Eigengeruch, wobei sie auch der einzige Fan davon blieb. Wo Lucky war, war auch sie und sie wachte über ihn, als wäre er der größte Schatz, den man sich vorstellen kann. Unsere Katzen gingen diesem Neuling erst einmal aus dem Weg, rochen hin und wieder mal an ihm, aber zogen dann wieder gelangweilt von dannen. Denn unser Lucky hatte ein großes Problem, bei dem wir bis heute noch nicht wissen, wie so etwas zustande kommt. Er fiel immer sofort in eine Ohnmacht, wenn sich ihm fremde Personen oder Tiere näherten. Im Haus war das kein großes Problem, beim Spaziergang schon eher, denn wir mussten erstens schauen, dass es nicht auf der Straße passierte und den Leuten immer erklären, dass es zwar nicht an ihnen liegt, aber er erst wieder wach wird, wenn sie endlich weiter gehen würden. Mal erzeugte dies Unverständnis, mal ein Lächeln, aber auch schon mal einen wütenden Spruch bei den Menschen. Als sich dieser Zustand nicht änderte, suchten wir unseren TA auf, weil wir ja nicht wussten, ist es eine Krankheit oder nur die Angst. Wir also beim TA rein, unseren Schluppi auf den Tisch, der TA kommt rein und der Süße kippt um und schläft. Der TA wollte es erst gar nicht glauben, aber nachdem er die Pfoten angehoben, den Hund untersucht, Blut abgenommen und immer wieder sprachlos den Kopf geschüttelt hatte, konnte er unser Problem natürlich verstehen. Denn, auch wen es sich lustig anhört, es war schon ein großes Problem für uns. Wir konnten ja nicht immer die Straßen oder Wanderwege von Menschen und Tieren räumen lassen,  damit unser Schluppi auch einen Spaziergang ohne Ohnmachtsanfälle schafft.

Ihm war es egal, waren draußen Menschen, machte er eben seine Häufchen im Haus und manchmal, wenn Besuch da war und er wieder, bis der Besuch weg war, in einem tiefen Schlaf versank, machte er auch schon  mal einfach unter sich. Man musste nicht nachschauen, der Geruch, der dann jedes Mal durch den Raum zog, sprach für sich.

Die Untersuchungen ergaben nichts. Bis auf ein paar Mangelerscheinungen und dass er noch etwas zu dünn war, konnte nichts gefunden werden, von dem man ausgehen konnte, dass man es mit Medikamenten beheben konnte. Für uns war es eine schwere Zeit. Wir mussten unser ganzes Leben noch einmal umkrempeln, denn er forderte schon viel ein. Alleine bleiben gab es für ihn nicht, da schrie er das ganze Haus zusammen und wir hatten oft Angst, dass die Nachbar denken, wir misshandeln unsere Hunde. Es dauerte auch lange, bis er nicht mehr ins Haus machte und Spaziergänge wurden jetzt so gelegt, dass uns nicht mehr so viele Menschen begegnen. Um Lucky das Vertrauen zurück zu geben, hat es viele Wochen und einen ganz tollen Ausbilder gebraucht, mit dem wir Lucky nach und nach zu einem selbstsicheren Hund gemacht haben. Und heute, wenn ich an die Anfangszeit zurück denke, kann ich auch darüber lächeln, wie hilflos ich manchmal mit dem flach auf der Straße liegenden Hund rum stand.

Was rasend schnell ging, war seine überaus große Liebe zu Tieren. Egal, ob groß oder klein, dick oder dünn, mit Federn oder mit Fell, er liebte alle Tiere heiß und innig. Einmal flog in unserem Garten ein Vögelchen aus dem Nest und er lag den halben Tag bei ihm und passte auf den Kleinen auf. Mir ist bis heute noch unverständlich, dass die Vogeleltern den Kleinen trotz Lucky weiter versorgt haben. Wir haben den Winzling dann Speedy getauft, weil er nach einiger Zeit mit dem Schluppi durch den Garten flitzte. Hundewelpen waren seine ganz große Liebe und jeder Welpenpflegi wurde von ihm versorgt, betüddelt und in den Schlaf gekuschelt. Aber er konnte sie auch wunderbar erziehen, was mir leider oft mehr Arbeit bescherte, denn die zweite große Macke  hat er bis heute nicht abgelegt. Er ist ein Kleptomane. Kann alles gebrauchen, futtern und sogar gut verdauen. Was im Laufe von uns zu ihm durch seinen Magen und dann wieder bei uns im Kotbeutel seinen Weg ging, darf man manchmal gar nicht sagen. Einige Sachen vermissen wir heute noch, von manchen Sachen konnten wir uns aber verabschieden. Aufpassen muss ich mit dem Telefon. Egal ob Handy oder Haustelefon. Klingelt es, geht bei uns ein Wettrennen los. Der Schluppi hechtet los, ich versuche ihn zu überholen und wenn der Anrufer Glück hat, bin ich als erster dran. Wie viele Telefone wir schon neu kaufen mussten, kann ich nicht sagen, aber so bleiben wir immer auf dem neusten Stand der Technik. Lucky setzte auch bei uns die Einschuh- oder Einsockmode durch. Die Barbiepuppen meiner Tochter hatten nach einiger Zeit keine Füße mehr und die Legosachen meiner Jungs waren ein heiß begehrtes Objekt unseres Süßen. Natürlich gab es auch Kleinigkeiten, wie Kulis, Geldbörsen, Tempos ( am liebsten benutzte), die Innenverkleidung meines Autos, Sicherheitsgurte, Katzenspielzeug, Handwerksmaterial meines Mannes, meine Deko (davon am liebsten die Spieluhren, weil sie ihm noch ein schönes Liedchen spielten, bevor sie auf die lange Reise Magen-Darm gingen) und alles, was auf den Tischen liegen blieb und er auf seiner Runde durch die Räume so gebrauchen konnte. Nach einiger Zeit hatten wir uns alle angewöhnt, immer alles weg zu räumen, aber auch immer sein Körbeli zu kontrollieren. Und irgendwann konnten wir es ihm auch im Gesicht ansehen, wenn er wieder zugeschlagen hat. Auch heute, nach zehn Jahren ist dies unser gemeinsamer Kampf, der mittlerweile aber beiden Seiten Spaß macht. Er hatte in den ganzen Jahren soviel lernen und durch seine Krankheiten über sich ergehen lassen müssen, dass wir großzügig darüber hinwegsehen und Besucher bitten, ihre Taschen immer bei sich zu behalten. Ich glaube, jeder Hundetrainer würde über uns und Lucky die Hände über den Kopf zusammen schlagen, denn gerade bei diesem riesigen Kerl verhalten wir uns überhaupt nicht nach Hundeschulmanier und wir möchten es auch gar nicht. Wir mussten soviel um ihn zittern, denn er hatte eigentlich keine lange Lebenserwartung. War durch die schlechte Vorhaltung immer viel krank und die Mangelversorgung und schlechte Haltung hat sich auch auf die Gelenke ausgewirkt. Er hat eine chronische Ohrentzündung, deren Schübe für ihn sehr schmerzhaft sind und alles nimmt er immer mit so einer Ruhe hin, dass ich ihn dafür bewundere. Darum lassen wir bei ihm oft das Hundeschulgesetz schleifen und wenn er meint, meine Couch ist für ihn der bessere Platz, stehe ich auch gerne auf und setze mich auf den Sessel. Dafür sitzt er bei mir und tröstet mich, wenn ich wieder über einen traurigen Film oder Bericht weinen muss. Ich darf seine Pfote halten, wenn ich einen Krimi schaue und er hört mir zu, wenn ich mal wieder meinen Unmut ablassen muss. Er kuschelt mit den Kiddis, kümmert sich mit mir um die Babynotfellchen, hat mit mir um Pfützes Leben gekämpft und wenn er Dich mit seinen riesengroßen braunen Augen anschaut, sieht man soviel Liebe, Lebensweisheit und Ruhe, dass man am liebsten darin versinken und träumen möchte.

Ob unser Schluppi richtig erzogen wurde, ob er in Würde altern durfte oder ob er sein Seniorendasein bei uns genießt und liebt, kann ich nicht sagen. Ich hoffe es mal, denn ich gönne unserem Opi ein glückliches Seniorenleben.

Ob wir ihn noch lange bei uns behalten dürfen, oder ob ihn bald sein Engel über die RBB begleitet, weiß ich nicht. Durch seine Krankheiten altert er ja schneller, hin und wieder kommt schon seine Vergesslichkeit durch, vieles fällt ihm mittlerweile schwerer und manchmal braucht er jetzt auch unsere Hilfe.

Aber eins weiß ich mit einer absoluten Sicherheit, ich liebe unserem Schluppi. Ich liebe seine Art, wie er sich nicht von uns zu einem Vorzeigehund erziehen ließ. Ich liebe seinen Blick, der soviel Ruhe und Weisheit ausstrahlt. Ich liebe sein Gesicht, das mit der Zeit aus einem schönen Braun in ein wunderschönes Grau erstrahlt ist.  Und ich liebe ihn für seine verrückten Anwandlungen und dass er draußen immer noch mit seinen Kumpels zum Jungspund wird. Auch wenn ihm danach die Pfoten wehtun und ich sie massieren muss.

Wenn ich heute sagen müsste, was ich am meisten an ihm liebe oder woran ich am liebsten bei ihm zurückdenke, kann ich keine Antwort geben. Ich liebe das ganze Paket Lucky, mit allen Höhen und Tiefen, die wir in den ganzen Jahren gemeinsam erleben und durchstehen durften. Und ich bin dankbar, dass ich der Mensch sein darf. der diesen liebevollen Teddy auf seinen Lebensweg begleiten darf.

Diese Geschichte ist eigentlich viel zu kurz und mein Herz ist so voll mit liebenswerten Erinnerung, dass ich ein ganzes Buch damit füllen könnte. Aber das möchte ich nicht, denn ich weiß, dass alle Tierfreunde und da ist es egal, o sie Hunde, Pferde, Katzen, Nager oder Vögel haben, wissen, was ich mit dieser Geschichte bewirken möchte. Ich möchte an alle Tierbesitzer damit appellieren, sich nicht von ihrem Tier zu trennen, nur weil es alt, eventuell krank oder aufwendiger in der Pflege geworden ist. Ich möchte nicht, dass sie Gründe suchen, um ihren Senior abzuschieben, auszusetzen oder gegen einen neuen, jungen Gefährten eintauschen. Denn nichts auf der Welt kann ein Verhalten rechtfertigen, dass so einem Gedanken entspringt. Und nichts auf der Welt kann uns dieses Gefühl und diese unendliche Liebe geben, die uns unser alter Kumpel gibt, der uns unser Vertrauen in ihm, im Alter millionenfach liebevoll zurückgibt. Darum möchte ich Euch im Namen von unserem Opi Schluppi und den vielen alten Senioren bitten, „gebt uns nicht weg, wenn wir nicht mehr dem Bild entsprechen, das Ihr von uns in jungen Jahren hattet. Auch im Alter können wir Euch noch sehr viel geben und unsere Liebe zu Euch bleibt unverändert. Egal wie alt oder krank Ihr selber seid. Wir Tiere sehen mit dem Herzen und darin bleibt Ihr für uns immer die Menschen, denen wir Euch vom ersten Tag an versprochen zu haben, Euch nie im Stich zu lassen. Darum bitte, lasst uns auch nicht im Stich, wenn wir alt und krank sind. Sondern steht zu uns, bis wir die letzte Reise über die RBB in Euren Armen antreten werden .“

 

 



Homepage Counter kostenlos