Hope hat ihre schlimme Krankheit mit ihrem kleinen Kämpferherz überstanden. Und ich danke dem Schicksal für dieses wertvolle Geschenk.

Und auch wenn sie im Stich gelassen, ja, einfach weggeleugnet wurde, hat sie es diesen Menschen gezeigt und ist nun das Beste und Liebste, was uns geschenkt wurde.

Hope – geboren, um zu sterben?

Mein Name ist Hope. Soll Hoffnung heißen, aber ich weiß, dass es für mich keine Hoffnung gibt.
Langsam aber stetig geht meine Zeit hier bei Euch dem Ende zu und darum möchte ich Euch einmal etwas schreiben, was mir auf dem Herzen liegt. Denn irgendwann, wenn ich nicht mehr auf Erden weile, werde ich vergessen sein und mit mir viele andere Katzen, die auch geboren werden, um zu sterben.

Ich wurde 2013 als kleiner Wildling geboren und hatte wahrscheinlich eine wunderschöne Mami, denn meine Pflegemami sagt immer zu mir, ich sei die schönste Katze, die sie je gesehen hat. Meine Geschichte, bis ich zu ihr kam, kennt sie nicht. Irgendwann wurde ich wohl mal gefangen, kastriert und zur Vermittlung freigegeben, weil ich doch sehr sozial war. Zwar vorsichtig den Menschen gegenüber, aber nicht böse.

Im Januar 2014 wurde dann meine Krankheit bei einer Untersuchung entdeckt und der erste Schritt bei solchen Sachen ist immer, man schläfert die Katzen ein, die keine lange Lebenserwartung, aber hohe Kosten haben. Der zweite Schritt ist, man hat das Glück und findet so einen Menschen, wie ich ihn gefunden habe. Dem es egal ist, wie krank ein Seelchen ist, die niemals vorschnell handelt und immer kämpft, egal, wie aussichtslos der Kampf ist und so kämpft sie jetzt mit mir, Tag für Tag und manchmal Nacht für Nacht.

Ich weiß, dass es nicht leicht für sie ist. Ich bin nicht einfach nur eine Katze, die sie betreut, bis der Tag x gekommen ist. Ich bin schon sehr in ihr Herz gewachsen und wenn sie mich im Arm hält und mir verspricht, alles für mich zu tun, spüre ich die Verzweiflung in ihren Worten. Denn sie kann ja nicht alles für mich tun und wir Beide wissen das, auch wenn wir es nie zugeben würden. Ich weiß auch, dass sie oft von außen vor meiner Tür sitzt und weint. Spüre, wie sie versucht, wieder Kraft zu sammeln, damit ich ihre Tränen nicht bemerke, aber ich bemerke sie. Manchmal überspielen wir Beide das und manchmal drücke ich mich ganz eng an sie, um ihr zu zeigen, dass ich sie verstehe. Wenn sie bei mir ist, sind wir für eine Zeit in einer Welt, die wunderschön ist. Wir spielen, kuscheln, schmusen und sie erzählt mir von dem Sommer, von den Vögeln in ihrem Mietbaum, von den anderen Katzen und ihren Hunden. Sie erzählt mir von ihren Träumen und was wir alles noch gemeinsam erleben werden. Dann liege ich oft in ihrem Arm, schnurre leise und lausche ihren Worten, die so bunt und voller Gefühle sind. Für diesen Moment vergessen wir Beide die graue Wirklichkeit und wie alleine man in seinem Schmerz ist. Wir vergessen, dass ich bald nicht mehr da sein, nicht mehr nach ihr rufen werde und nie mehr in ihren Armen liegen darf.

Ich liebe mein Pflegefrauchen und wenn ich es ihr zeige, lacht sie und meint, „ist ja auch nicht schwer, denn Du siehst ja nur mich“. Aber sie weiß natürlich, dass ich es ehrlich meine und mein kleines Herz mit ihrem im Einklang schlägt. Wenn sie nach ihrer Nachtrunde noch einmal bei mir rein schaut, erzähle ich ihr, wie mein Tag war. Das machen wir immer so, denn ich erzähle sehr gerne. Zwar habe ich nicht viel zu erzählen, aber wir Beide tun dann einfach so, als hätte ich auch einen aufregenden Tag hinter mir. Und bevor wir dann schlafen gehen, nimmt sie mich in den Arm und ich drücke mein Köpfchen ganz feste an ihren Hals, weil ich weiß, das mag sie sehr gerne. Ich kann ihr ja nicht viel geben, aber das muss ich auch nicht. Ich bringe ihr auch kein Geld, keinen Ruhm oder Lobeshymnen. Aber das will sie auch nicht. Sie sagt immer, ich bin das schönste und wertvollste Geschnek, was man ihr machen konnte.
Es ist oft schwer für uns, alles zu überspielen. Denn wir dürfen ja nicht über mich reden und schreiben. Ja, das ist oft die Schattenseite im Tierschutz. Was nicht ins Bild passt, darf nicht gesagt oder geschrieben werden. Und was nicht ins Bild passt, muss eben aus dem Bild verschwinden, damit alles wieder passt. Ich weiß, ich klinge jetzt hart, aber ich darf das auch. In ein paar Wochen holen mich die Engel zu meiner letzten Reise und wer will mich da angreifen, beschimpfen oder anzeigen? Da, wo ich dann hingehe, haben solche Menschen eh keinen Zutritt.
Habe auch lange überlegt, ob ich etwas erzählen soll, aber ich sehe mein Pflegefrauchen, wie sie mit aller Kraft versucht, uns noch ein wenig Liebe in der letzten Zeit zu geben und das alles, ohne einmal darüber ihr Herz erleichtern zu dürfen.
Mit jedem Seelchen, welches sie bis zur ihrer letzten Reise begleitet, wird sie einsamer im Herzen, auch wenn sie es oft mit einem Lachen überspielt. Und glaubt mir, sie bekommt viele dieser Seelchen. Sei es von Tierärzten oder von der Straße. Manchmal darf sie die kleinen Seelen nur ein paar Stunden begleiten und manchmal sind es Tage, Wochen oder vielleicht Monate. Aber immer enden diese Wege vor dem einzigen Ziel, welches für uns vorbestimmt ist, den Weg über die RBB. Vielleicht ist es ihr Schicksal, uns zu begleiten und vielleicht schicken Ihr die Engel immer die Vorbestimmten, die geboren werden, um zu sterben. Ich weiß es nicht.
Mein Pflegefrauchen erzählt mir viel vom Regenbogenland, von ihren Pfötchenfreunden dort und dass sie dann oben auf mich warten, um mich in ihre Pfoten zu nehmen, damit ich keine Angst haben muss. Sie erzählt mir von grünen Wiesen, bunten Blumen, soweit das Auge reicht, von einer warmen Luft und Farben, die Freude in das Herz bringen. Und wenn sie so erzählt, bin ich ganz aufgeregt und freue mich schon ein wenig darauf, auch wenn ich Angst vor dem Sterben habe. Denn wir Beide wissen ja nicht, wie ich sterben muss. Darf ich einschlafen und sanft rüber gehen? Darf ich dann in ihrem Arm einen letzten Blick in ihre Seele schicken und ihre zeigen, dass ich sie immer lieben werde? Ich denke, wir Beide stellen uns insgeheim oft diese Frage, denn ich habe Angst vor diesem Tag und sie möchte alles dafür tun, damit ich keine Angst habe.
Wenn ich sterbe, habe ich kein Testament. Ich habe kein Körbchen, keinen Napf, keine Decke, kein Spielzeug und kein Geld, das ich anderen Katzen hinterlassen kann. Ich habe ein Mäuschen, welches ich sehr liebe, aber das möchte ich auch gerne mitnehmen, weil ich es von meinem Pflegefrauchen ganz für mich alleine bekommen habe. Wenn ich sterbe, kann ich daher nichts hinterlassen, was einen Wert hat. Aber ich möchte Euch ein paar Worte hinterlassen, die für mich viel Wert haben.
Es werden nach mir noch viele Seelchen geboren werden. Geboren, um zu sterben. Bitte gebt sie nicht auf. Schenkt ihnen jeden Tag, den sie noch schmerzfrei bei Euch bleiben dürfen. Ich weiß, es gibt da draußen viele gute Menschen, die genauso denken, wie ich und darum schreibe ich hier meine Bitte, weil sie mich verstehen.
Bitte, gebt den armen Seelchen ein Gesicht und versteckt sie nicht. Gebt ihnen das Leben, das ihnen, wenn auch nur für kurze Zeit, zusteht. Man kann für diese armen Seelen noch ein wenig Zeit der Hoffnung in ihr Leben bringen. Bitte seid nie so schnell mit dem Wort einschläfern. Jeder gewonnene Tag ist ein Tag der Liebe und Geborgenheit für uns. Und auch wenn wir wissen, wir haben nicht viel Zeit, möchten wir doch gerne diese Zeit nutzen dürfen. Ich weiß auch, dass wir oft teuer sind und es immer eine Kostenrechnung ist. Aber bitte seht uns nicht als einen Kostenpunkt an und vor allem, lasst es uns nicht spüren. Wir sind Lebewesen und wir spüren das, was in Euch vorgeht. Wir können uns ja nicht wehren, müssen das annehmen, was Ihr für uns bestimmt. Aber wenn man uns einmal in die Augen sieht und dabei unseren Tod vorschnell beschließt, wird, wenn man seine Augen nicht vor der Wahrheit verschließt, eine Träne in unseren Augen sehen. Eine Träne, die Euch zeigt, wie lieb wir Euch haben und nicht verstehen, warum Ihr uns nach unseren Krankheiten berechnet und behandelt.
Ich habe Glück gehabt, ich darf meine letzte Zeit in Liebe gehüllt verbringen und keiner drängt uns, außer meine Krankheit. Und ich weiß, sollte der Tag kommen, wo meine Zeit der Reise gekommen ist, wird meine Pflegemami es spüren und mich nicht im Stich lassen. Sie wird dann mit mir den für sie schwersten Weg gemeinsam gehen. Und damit ich keine Angst habe, wird sie mir noch einmal von dem wunderschönen Regenbogenland erzählen. Dort werde ich dann auf sie warten und wenn sie dann kommt, werde ich sie in meine Pfoten nehmen und ganz dolle festhalten, denn dann kann uns nichts mehr trennen.

Nun werde ich meinen kleinen Brief schließen, denn dass, was mir auf dem Herzen lag und wichtig ist, durfte ich sagen. Eines Tages, ich weiß nicht wann, werdet Ihr abends in den Himmel schauen und auf einem der vielen Tiersterne, die dort im schönsten Glanze leuchten, werde ich sitzen und Euch liebe Grüße schicken. Und meiner Pflegemami werde ich einen Gruß ins Herz schicken und ihr sagen, dass es mir gut geht. Denn nun sind wir alle gleich und keiner muss mehr versteckt werden. Ich wünsche ihr so sehr, dass sie nicht mehr soviel weinen muss und wir alle, die sie auf ihrem letzten Weg so liebevoll begleitet hat, werden ihr ganz viel Licht ins Herz schicken, damit auch sie eines Tages wieder lachen kann. Und mit jedem Lachen von ihr werden wir stärker leuchten, damit sie weiß, es tut gut zu lachen. Auch wenn man viel zu oft von Traurigkeit umgeben ist. Und allen Seelchen, die nach mir geboren werden, um zu sterben, schicke ich die Hoffnung, dass das Denken der Menschen sich eines Tages ändert und auch sie ein Gesicht bekommen.

In Liebe, Hope

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