Mikel & Lisa aus dem Pappkarton

Bei Mikel und Lisa kann man eigentlich schon sagen, dass sie großes Glück im Unglück hatten. Denn sie wurden als Babys von einer Familie ausgesetzt, die sich aber bis dahin doch Gedanken um die Versorgung gemacht hatte. Wahrscheinlich waren diese beiden Geschwister das Überbleibsel aus einem Wurf und da man sie nicht quitt wurde, entschloss man sich, sie in einem Karton im Wald auszusetzen. Ihr zweites Glück im Unglück war, dass eine Spaziergängerin sie früh genug fand und sich nicht weg drehte, sondern sie mitnahm und im Tierheim abgab. So kann man unterm Strich sagen, dass die beiden Süßen nur eine kurze Zeit ihrem Schicksal überlassen waren. Natürlich spreche ich die Familie, die diese grauenvolle Tat getan hat nicht frei, nur weil die beiden Glück hatten. Denn es hätte ja auch anders ausgehen können und so war es auch anscheinend beabsichtigt gewesen, sonst hätte man die Babys ja nicht im Wald abgestellt.

Zur gleichen Zeit suchte ich eine Katze, da mein Kater uns verlassen hatte. Und da ich nie von Hobbzüchtern oder Privatleuten Vermehrerkatzen übernehme, führte uns mein Weg ins Tierheim. Ja und da sah meine Familie den Mikel und war direkt hin und weg. Nur bestand die Tierheimleitung darauf, dass die Beiden zusammen bleiben sollten. Also wurde Lisa direkt mit eingepackt, denn wer hätte bei diesen lieben Gesichtern nein sagen können. Und so zogen sie 1998 nach einer Woche Tierheimaufenthalt bei uns ein. Mittlerweile sind sie unsere Senioren, die lieber ein ruhiges Plätzchen auf der Couch vorziehen, als sich noch großartig zu bewegen. Und heute ist es so, dass unser Mikel der Herrscher über den ganzen tierischen Verband im Haus ist. Hier zieht keiner ein oder aus, wenn es ihm nicht gefällt. Lisa ist die ruhige "Grand Dame" des Hauses und solange man ihr nicht an den Napf geht, kann man hier machen was man möchte.

Doch eins haben uns die Beiden in den 12 Jahren gelehrt. Geschwisterkatzen müssen nicht unbedingt zusammen bleiben. Denn nach einem Jahr kennen sie keinen Bruder und keine Schwester und bis hier Ruhe einkehrte, hatten wir einige Kämpfchen zwischen den Beiden zu bereinigen. ;-)

 


Mikel, unser Chef im Haus
Mikel, unser Chef im Haus
Lisa, unsere kleine Dicke
Lisa, unsere kleine Dicke

 

 

Krümel - unsere erste "Animal Hoarder" Katze

Als Krümel zu uns kam, war der Begriff "Animal Hoarding" noch nicht bekannt. Auch ich kannte diesen Begriff nicht und wußte auch nichts von dieser Krankheit. Kam man zu so einem Fall, war man nur schockiert und nannte solche Menschen in Gedanken Tierquäler. Denn im Grunde sind solche Menschen nichts anderes. Das es eine Krankheit ist, wie soviele dumme Sachen heute als Krankheiten einen Namen bekommen, wußte man vor zehn Jahren noch nicht.

Unsere Krümel ist eigentlich nur ein kleiner Teil einer Geschichte, die viel dramatischer war, als man sich vorstellen konnte. Und nur einem engagiertem Gerichtsvollzieher ist es zu verdanken, dass die Tiere und auch die Kinder in diesem Fall Hilfe bekamen. Aber das gehört nicht hierher und so berichte ich nur über Krümel.

 Krümel nahm ich mit zu mir, da sie noch sehr jung, schwach und von Parasiten überät war. Nach drei Wochen war unsere Krümel zwar fit wie ein Turnschuh, aber durch die Mangelversorgung erfuhr ich, dass sie Kleinwüchsig bleiben würde. Durch die ganzen Behandlungen konnten wir eine Kastration auch erst später ins Auge fassen und waren nur froh, dass wir dieses 600g Kätzchen überhaupt durch bekamen.

Unser Mikel war von Anfang an verschossen in die kleine Maus und spielte vom ersten Tag der Quarantänebefreiung Papa für sie. Wo sie war, war auch Mikel und ich war froh, denn einen besseren Helfer hätte ich mir bei diesem Krümel nicht vorstellen können. Nach einem Jahr war sie soweit, dass wir eine Kastration riskieren konnten, die aber doch noch sehr beschwerlich für sie war und die Kleine noch einmal für drei Wochen runter zog.

Mittlerweile ist unsere Süße 11 Jahre alt und langsam merken wir, was am Anfang in der Versorgung fehlte. Aber trotz allem ist sei eine Lebensbejahende Katze, die die Fürsorge, die sie hier bekam, heute an die neuen Notfallbabys weiter gibt. Sie ist zwar immer noch klein und zierlich, hat es aber Faustdick hinter den Ohren und ist die "Chef-Omi" vom Katzenverband. Alle unsere Katzen haben Respekt vor ihr und selbst unsere Hunde machen ihr Platz, wenn sie gemütlich angewackelt kommt, um zu schauen, was man unten so alles findet.

Natürlich hoffen wir, dass wir unsere Omi noch lange haben. Aber wir wissen auch, dass Tiere aus solchen Verhältnissen leider im Alter nicht so robust sind wie Tiere, die ein normales Aufwachsen erhalten konnten. Und damit wir sie glücklich wissen, wird hier von der ganzen Familie alles getan, damit es ihr gut geht.

 

Krümelchen ist heute für mich ein Beispiel, dass es sich lohnt, um ein Leben zu kämpfen und nicht aufzugeben, auch wenn Andere es tun würden. Ohne sie hätte ich heute nicht soviel Erfahrung in der Babyhilfe und durch sie weiß ich, dass gerade diese Fellchen die liebevollsten und treuesten Gefährten sind, die man sich vorstellen kann.

Unser kleines Krümelchen
Unser kleines Krümelchen

 

 

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Perla - das Wegwerfprodukt

Perla wurde als süßes Katzenkind von einer Familie für die kleine Tochter angeschafft. Sie erhielt damals einen anderen Namen, den wir aber in Perla geändert haben, nachdem sie bei uns einen Neuanfang starten konnte. Man nahm sie auch beim Umzug mit, da man ja aufs Dorf zog, was für eine Katze schöner ist. Sie durfte in dieser Familie auch einmal Babys bekommen, weil sie ja so eine Hübsche ist. Und dann durfte sie nicht mehr in der Familie bleiben, weil eins ihrer Babys hübscher war und sie plötzlich nicht mehr zur Familie passte. Kurzerhand wurde sie schnell kastriert und vor die Tür gesetzt. Man kann dieser Familie ja noch für dieses Vorausdenken einer Kastration dankbar sein, auch wenn ihr Grund nicht der Verantwortungsvollste für Perla war. Und plötzlich draußen, keinen Bezug zur Freiheit muss sie Schlimmes durchgemacht haben. Aber sie schaffte es, eine ganze Zeit draußen zu überleben.  Im Winter 2007 schloss sie sich plötzlich meiner Tochter an. Ließ sie nie alleine und wenn Rena nach Hause kam, legte sie sich unter mein Auto und wartete den nächsten Morgen ab. Zwei Tage sah ich mir dieses Spiel an, auch immer mit der Angst, dass sie einer von unserer Straße überfahren könnte, da hier gerne gerast wird. Am dritten Tag, nachdem wir erfahren hatten, woher Perla stammt, stand unser Entschluss fest. Wir wollten versuchen, sie ins Haus zu locken. 

In Renas Zimmer wurde alles vorbereitet. Wir stellten ein Körbchen, Kratzbaum und Katzenklo auf und gingen dann raus, um zu schauen, ob sie ihr ins Haus folgt.

Aber das wäre auch zu einfach gewesen und so trat Plan B in Kraft. Rena sollte sie anlocken und mein Sohn sollte sie dann hochnehmen und ins Haus tragen. Leider kam bei Plan B nur das Resultat raus, dass mein Sohn tiefe Kratzer davon trug und Perla immer noch unterm Auto lag.

Dann musste Plan C ran. Wurde zwar kalt für Rena, aber ging nicht anders. Wir ließen die Nacht das Fenster bei ihr auf und überließen Perla die Entscheidung, ob sie rein wollte oder nicht. Und dieser Plan klappte dann endlich. Nur durften wir das Fenster in den ersten Tagen nie zu machen, da sie es auch als Fluchtweg benutzte. So vergingen zwei Wochen, indem sie rein kam, wenn Rena da war und flüchtete, wenn Rena das Zimmer verließ. Stück für Stück bauten wir nun das Vertrauen auf, dass bei uns nichts Böses auf sie lauert und sie verlängerte langsam immer ein paar Minuten ihren Aufenthalt. Nach einem halben Jahr konnten wir das Fenster zum ersten Mal schließen und seitdem wohnt sie bei uns. Will nicht mehr raus und sitzt nun nur noch am Fenster und schaut sich das Geschehen draußen an.

Aber wir sind bei ihr hilflos, denn ihre Seele ist so kaputt, dass sie kaum noch einen Menschen vertraut, keine Kontakte sucht und sich immer in irgend einer Ecke zurück zieht. Nur meine Tochter und ich dürfen sie auf den Arm nehmen, streicheln und füttern. Mit den anderen Katzen möchte sie keinen Kontakt, flüchtet lauft fauchend in ein Versteck und kommt erst raus, wenn wieder Ruhe ist. Seit drei Jahren versuchen wir ihre kleine Seele wieder mit Liebe zu erfüllen, aber ihre Vergangenheit hält sie voll im Griff. Mittlerweile haben wir es respektiert, sie so zu nehmen, wie sie ist und sein möchte. Aber sie tut uns jeden Tag aufs Neue leid, weil man merken kann, wieviel Liebe in ihr ist, wenn sie bei mir oder Rena auf dem Arm ist und sie doch enorme Angst hat, sich zu öffnen. Sie ist das traurigste Schicksal das ich je erleben musste.

Unsere kleine Diva
Unsere kleine Diva
Perla, unsere Frostbeule
Perla, unsere Frostbeule

 

 

Deiko - ein Schicksal, das mich noch heute wütend macht

Wenn es dumme Menschen gibt, dann hat Deiko sie kennen gelernt. Anders kann man seine Geschichte nicht beschreiben.

 

Im November 2009 bekam ich spät abends einen Anruf von meinem Sohn und einem Kumpel von ihm, dass sie in Erkelenz einen jungen Kater gefunden hätten, der ihnen überall hin folgt. Man hätte sich schon in dieser Gegend umgehört, aber er schien keinem zu gehören. Nachdem man bei der Feuerwehr angerufen hatte, diese ihnen die Notrufnummer des Tierheims gegeben hatten, versuchten sie dort jemanden zu erreichen. Nach zwei Stunden gaben sie auf und riefen bei mir an. Da ich an diesem Abend kein Auto hatte, sagte ich ihnen, sie sollen den kleinen Kerl ins Taxi packen und wenn es machbar wäre, mit zu sich nehmen.

Mein erster Gedanke war, bestimmt wieder ein kleiner, verwahrloster Kerl und ich richtete schon das Quarantänequartier ein. Was dann kam, überraschte mich doch. Ein gut gepflegter, absolut zutraulicher schwarzer Kater, der sogar ohne Transportkorb im Taxi angefahren kam, als hätte er nie etwas anderes gemacht.

Nachdem ich ihn einen Erstcheck unterzogen hatte, bekam er etwas Futter und die profilaktische Foh- und Wurmbehandlung. Mein Sohn nahm ihn dann mit in seine Wohnung und ich machte mich am nächsten Morgen auf, herauszufinden, woher der Kleine stammen könnte. Denn, dass er Besitzer haben musste, konnte man an seinem absolut sozialem Verhalten Menschen und Tieren gegenüber schon annehmen. Mit Flyern, die wir aushängten, bekamen wir zwei Tage später schon eine Rückmeldung und ich dachte, dass wir wieder eine Familie mit ihrem Tier zusammen geführt hätten.

Aber Fehlanzeige. Diese Familie, oder besser, die Dame des Hauses wollte ihn nicht mehr zurück haben. Auf meine Frage warum, erzählte sie mir eine Geschichte, die mich heute noch wütend macht. Denn eigentlich können Menschen doch heute nicht mehr so dumm sein.

Man hatte in diesem Haushalt zwei Katzen, davon eine schwarze Katze. Nun fand die Oma der Familie in einer anderen Stadt eine schwarze Katze in einer Wohngegend und dachte, dass sie von ihren Kindern in Erkelenz ist, warum auch immer Menschen solche Sachen annehmen. Wäre ja auch kein Problem gewesen, hätte sie erst einmal dort angerufen und nachgefragt. Aber nein, sie packte sich einfach das Tier ins Auto, nahm es mit und brachte es ihrer Tochter. Diese stellete den Irrtum klar und wenn man nun denkt, dass sie das Tier wieder an ihren Ursprungsort zurück gebracht oder wenigstens beim Tierheim und beim Ordnungsamt angerufen hätten, liegt falsch. Man behielt ihn einfach. Er bekam ein Halsband mit einem Glöckchen, dass ja für Katzen nicht gerade ungefährlich ist, umgebunden und er gehörte ab da ihnen. Ob in der anderen Stadt jemand seine Katze sucht, traurig ist usw, interressierte keinem.

Aber Deiko fühlte sich dort nicht wohl. Wie sollte er auch. Er kannte keinen, wurde einfach zu anderen Katzen und Menschen gesetzt und sollte sich dann noch draußen zurecht finden, weil ja alle Katzen von ihnen draußen waren.

Natürlich wurde weder einem TA vorgestellt, noch geimpft, gechipt oder kastriert. Wahrscheinlich ist es bestimmten Leuten egal, dass wieder ein potientieller Vater mehr für die Katzenvermehrung in Erkelenz sorgt.

Und da Deiko sich absolut nicht wohl fühlte, riss er immer aus. Diese Familie bekam immer wieder Anrufe, wo sie ihren Kater abzuholen hatten. Mal saß er bei fremden Leuten in der Garage, Mal besuchte er die Schule und wen er es schaffte, liebte er es bei den Sulkindern mit in der Klasse zu sitzen. Mittlerweile bekam er Kontakt zu fremden Menschen als zu dieser Familie. Ja und irgendwann schloss er sich meinem Sohn an und kam so zur Tierhilfe in Pflege.

Ich habe zwei Telefonate mit der Dame des Hauses geführt und bin immer noch fertig, wenn ich dran denke, was und wie sie es gesagt hatte, dass sie den Süßen auf gar keinen Fall zurück haben will. Entweder behalten wir ihn oder er kann ins Tierheim. Zwei Tage später standen dann zwei Näpfe und eine Decke vor unserer Tür, mehr braucht man ja nicht dazu zu sagen.

Ich habe dann erst einmal versucht herauszufinden, ob es den richtigen Besitzer von Deiko noch gibt.  Beim Ordnungsamt und beim Tierheim den Kleinen gemeldet, sowie Flyer ausgehangen. Leider konnten wir seine Vorgeschichte nie rausfinden. Entweder hat der damalige Besitzer angenommen, dass er nicht mehr zurück kommt und sich eine neue Katze geholt oder es war ihm egal. Diese Seite der Geschichte wird immer ein Rätsel bleiben.

 

Nachdem wir nun wußten, wie seine derzeitigen Besitzer über Deiko dachten, holte ich ihn zu uns. Er wurde kastriert, gechipt und geimpft und durfte sich mit meinen Tieren hier die Zeit vertreiben.

Nach einem halben Jahr wurde die "Fundsache Deiko" - den Namen Deiko hat er von meinem Sohn bekommen, da er ja keinen hatte - frei gegeben. Und wir haben ihn nun ganz offiziell in der Familie aufgenommen, denn er ist der beste und liebste Kater, den man sich wünschen kann. So ein verschmustes, sensibles und auch schlaues Kerlchen findet man selten und da er uns möchte, möchten wir ihn auch. Im November jährt sich sein Einzug bei uns und heute können wir uns nicht mehr vorstellen, dass er nicht mehr bei uns ist.

 

Allen anderen Katzen, die sowas erleben müssen, wünsche ich, dass es endlich Gesetze gibt, die solche Dummheiten der Menschen bestraft. Denn nicht alle einfach eingepackten Katzen haben das Glück, dass ihre Geschichte mit einem Happy End findet.

 

  
Deiko, unser Spielkind
Deiko, unser Spielkind
Deiko nach einem Jahr
Deiko nach einem Jahr