Hamlett

 

Mein Name ist Hamlett und wahrscheinlich kennt mich kaum einer. Ich bin eins von den Notfellchen, die am Anfang unter keinen guten Stern geboren wurden und wenn es diese Frau aus Winzlinghausen nicht gegeben hätte, wäre ich bestimmt auch nicht so glücklich mit einer absolut lieben Familie und einem tollen Katerkumpel ins Jahr 2012 gerutscht. Und da es einen Stern gab, der mir diese Frau geschickt und meine Geschichte ins Happy End geschoben hat, möchte ich sie Euch gerne erzählen, damit Ihr seht, dass es irgendwo immer einen kleinen Stern gibt, der sich um die kleinen Notfellchen kümmert.

 

Meine Mutter wurde auf einem Bauernhof geboren. Ob sie noch Geschwister, eine Mutter oder einen Vater hat, kann keiner sagen. Denn auf den Bauernhöfen vermehren sich die Katzen ohne Sinn und Verantwortung der Menschen. Viele von ihnen werden verschenkt, ohne das darauf geachtet wird, wo sie am Ende landen und was aus ihnen wird. Hauptsache, der Schlamassel ist vom Hof.

Als meine Mutter so ca. 4 bis 6 Wochen alt war, kam der Bauer mit einer Frau und sie nahmen sie und einen kleinen Katerkumpel einfach ihren Müttern weg. Sie waren im Grunde noch viel zu klein und es war viel zu früh, sie ihren Müttern abzunehmen, aber diese Frau wollte kleine Babys, fand sie so süß und ob es nun richtig oder falsch war, schien ihr egal zu sein. Hauptsache sie hatte zwei kleine Katzen. Bei ihr zuhause war es dann nicht so schön. Das Geld war knapp, es gab kaum richtiges Katzenfutter und Kittenfutter hat meine Mutter nie kennen gelernt. Ab und an gab es Essensreste und wenn sie oder ihr Kumpel krank waren, war die Not groß, denn Geld für den Tierarzt war auch nie da.

Tierfreunde haben versucht, zu helfen. Gaben Futter und haben sie auch mal zum Tierarzt gebracht, aber sie konnten natürlich nicht immer für sie sorgen und so lebten oder besser gesagt, vegetierten sie vor sich hin. Irgendwann kam was kommen musste und meine Mutter wurde vor ihrem ersten Geburtstag von dem Katerkumpel gedeckt. Weil sie aber viel zu schwach und krank war, kam nur ein Baby dabei raus. Und das war ich. Zum Glück habe ich nicht viel von dieser Zeit mitbekommen, da ich ja noch klein war, aber irgendwann wollte uns zum Glück diese Frau nicht mehr. Denn wie es so bei einer schlechten Haltung ist, wurden wir alle krank, hatten Flöhe und waren voller Würmer, sie hatte laufend Streit mit dem Mann, der auch dort wohnte und immer sehr böse war.

Als es einmal dunkel draußen war, wurden wir Drei gepackt, in einen Karton gesteckt und zu einer anderen Frau gebracht. Die hatte auch schon zwei Katzen und da war es zwar ruhiger, aber auch die Katzen waren krank, das Futter war knapp und meine Mama wurde immer kränker. Im Herzen ist die neue Frau eine liebe und ich weiß, sie hat auch uns geliebt, aber sie war total überfordert und durch uns wurde es für sie noch schlimmer. Zum Glück erinnerte sie sich aber an die Frau aus Winzlinghausen, da sie ihr schon oft mit Futter und Tierarztkosten geholfen hat und rief sie an. Begeistert war die wohl nicht, denn in dem langen Gespräch hat sie oft mit ihr geschimpft und verstand nicht, warum sie schon wieder drei Katzen genommen hat. Aber die Frau aus Winzlinghausen kann schimpfen wie sie will, ihr Herz sagt doch immer, „okay, ich komme vorbei, bringe Futter und Mittel gegen Flöhe und Würmer mit und schaue mir die Drei mal an.“

Als sie dann vor der Tür stand, war sie erst geschockt und wollte auf keinen Fall in die Wohnung. Ich weiß ja nicht, wie Wohnungen normalerweise aussehen, aber die Frau war entsetzt und hat erst einmal geschimpft und dann kam sie zu uns und wusste gar nicht, wie sie uns anfassen sollte. Sie hatte noch ein junges Mädel dabei, die durfte aber nicht mit rein, musste draußen warten. Sie sagte, zu ihrer Sicherheit. Warum, kann ich aber nicht sagen. Dann hat sie uns versorgt und viele Futtersachen aus dem Auto geholt. Sie hat dann gesagt, dass sie mit einem Amt sprechen und uns zum Tierarzt bringen wolle. Dann hat sie noch gesagt, dass alles in der Wohnung geputzt, gewaschen und noch vieles mehr, was ich nicht verstand, gemacht werden sollte.

Ein paar Tage später kam dann ein Mann. Den hatte die Frau aus Winzlinghausen angerufen und der hat sich die Situation dort angesehen, um danach wieder mit der Frau zu sprechen. Für uns hat das nichts geändert, wir blieben weiter an diesem Ort, der nicht so gut für uns war. Die Frau aus Winzlinghausen gab aber nicht auf und kam immer wieder. Mal mit Futter und mal, um zu schauen, wie es uns geht. Denn zu dieser Zeit hatte sie leider keinen Platz in Winzlinghausen, weil viele Menschen in unserer Region ihre Babys gerne entsorgen und sie dann den lebendigen Müll einsammeln und unterbringen muss. Aber sie machte sich große Sorgen um mich, weil ich ja noch sehr jung, viel zu dünn und dort absolut nicht gut aufgehoben war. Darum nahm sich mich immer für ein paar Stunden mit zu sich und ich durfte dort in einem tollen Zimmer mit ganz viel Spielzeug und vollen Futternäpfen spielen. Heute weiß ich, dass es das Quarantänezimmer zu der Zeit war und ich dort sicher aufgehoben war. Sie hat mir auch erzählt, dass sie gerne mehr tun würde, aber ihre finanziellen Mittel sind begrenzt und da sie in der Stadt, wo sie lebt, kaum Hilfen hat, kann sie im Moment nicht mehr für mich tun. Aber sie wolle mich in irgendein Internet setzen und dann soll ich ganz feste meinen kleinen Pfötchen drücken, denn dieses Internet ist oft eine tolle Chance für so kleine Notfellchen wie mich.

Ich habe diese Stunden immer sehr geliebt, denn da hatte ich eine Pflegemami für mich ganz alleine. Sie hat mit mir gespielt, mir schöne Geschichten erzählt und dafür gesorgt, dass ich ganz schnell wieder gesund wurde. Und dann eines Tages kommt sie ins Zimmer und sagt mir, „ich glaube, wir haben es geschafft. Eine liebe Freundin von mir hat geschrieben, dass sie jemanden gefunden hat, der einen Kater sucht und die rufen heute noch an.“ Sie war ganz aufgeregt, nahm mich in den Arm und tanzte mit mir durch den Raum. Danach wurde sie ruhig und sagte, "na hoffen wir mal, dass es diesmal klappt." Ich kann das auch ein wenig verstehen, denn oft rufen Menschen an, sagen, sie kommen und dann wartet die Pflegemami, aber keiner kommt und ruft auch nicht an um abzusagen.

Aber bei der Freundin hatte sie ein gutes Gefühl und das sollte sie auch nicht täuschen. Ein netter Man rief an, sagte, ihnen ist es egal, wie ich aussehe, sie wollen mich gerne kennen lernen. Es muss einfach nur passen. Also wurde verabredet, dass ich das nächste Wochenende zu ihnen dürfe und wir, ja ich auch, dann entscheiden würden, ob wir eine Familie werden wollen. Meine Pflegemami wäre gerne an dem Tag dabei gewesen, aber leider kam wieder ein Notfellchen und sie musste fort. Doch ihr Sohn hat das ganz toll übernommen und als ich abgeholt wurde, hatten alle ein wenig Angst, was die Zukunft bringt.

Doch, was soll ich sagen, ich kam nicht mehr zurück. Ich durfte bei meiner neuen Familie bleiben. Sie lieben mich, wie ich bin, auch wenn ich nur ein kleiner und noch etwas unterernährter Kater aus einer schlimmen Haltung bin. Sie und auch der tolle Katerkumpel, der mit ihnen zusammen wohnt, haben beschlossen, dass ich nun endlich auch ein Happy End habe und verantwortungsvoll umsorgt werde.

 

Mittlerweile bin ich kastriert und führe ein Leben, wie ich es mir nie vorstellen konnte. Alles ist so schön und die Menschen sind ganz lieb zu mir. Ich weiß nicht, warum gerade ich so ein Glück erleben darf, aber ich bin meiner Pflegemami, ihrer Freundin Petra, die mich ja ihrer Kollegin ans Herz gelegt hat und natürlich den besten Dosenöffnern der Welt für mich, absolut dankbar und mein Wunsch für 2012 ist nur einer, aber ein sehr großer. „Ich wünsche allen Streunern und Wildlingen, die noch kein liebes Zuhause haben, dass sie auch ein Zuhause finden, wo sie geliebt und geachtet werden. Ganz gleich, woher sie kommen und welche Geschichte sie haben.“ Dies wünsche ich besonders meiner Mami, weil sie immer noch in diesem schrecklichen Leben aushalten muss. Mittlerweile hat die Frau aus Winzlinghausen sie kastrieren und behandeln lassen, denn sie hatte schon arge Herzprobleme. Ob 2012 ein Happy End für sie bereit hält oder ob sie 2012 zu einem Sternenfellchen wird, kann keiner sagen. Aber sie ist ja noch so jung und darum schicke ich ihr ganz viele liebe Gedanken, damit sie auch eine liebe Familie findet.

 

                               Liebe Grüße, Euer Hamlett im Glück